Bindungstrauma und Somatic Experiencing

bindungstrauma und somatic experiencing

Was ist ein Bindungstrauma – und wie kann Somatic Experiencing helfen?

Bindungstrauma ist ein Begriff, der in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit bekommt – und das aus gutem Grund. Denn Bindungstraumata wirken oft tief in uns, ohne dass wir sie bewusst benennen könnten. Sie betreffen unser Grundvertrauen, unser Gefühl von Sicherheit und unsere Fähigkeit, gesunde Beziehungen zu führen.

Im Kern ist ein Bindungstrauma die Verletzung eines unserer fundamentalsten menschlichen Bedürfnisse: des Bedürfnisses nach Sicherheit. Diese Sicherheit ist nicht nur physisch gemeint – wie ein sicheres Zuhause oder Schutz vor Gefahren – sondern vor allem emotional. Sie entsteht in Beziehungen, insbesondere in abhängigen Beziehungen. Und nirgends ist unsere Abhängigkeit größer als in der frühen Kindheit.

Wenn Bindung zur Gefahr wird

In den ersten Lebensjahren sind wir vollkommen auf unsere Bezugspersonen angewiesen. Wir brauchen Nähe, Schutz, Fürsorge – nicht nur zum Überleben, sondern auch, um uns gesund zu entwickeln. Wenn diese Nähe nicht zuverlässig da ist, wenn Zuwendung unberechenbar, überfordernd oder gar gefährlich wird, kann unser System in einen chronischen Alarmzustand geraten. Die Welt wird nicht mehr als sicher erlebt.

Doch Bindungstraumata entstehen nicht nur in der Kindheit. Auch andere Formen der Abhängigkeit können unser Sicherheitsgefühl erschüttern: emotionale oder finanzielle Abhängigkeit in Beziehungen, soziale Isolation, Gewalt oder Vernachlässigung – all das kann unser Nervensystem in einer Weise prägen, die uns später im Leben immer wieder blockiert oder überfordert.

Somatic Experiencing: Zurück zur verkörperten Sicherheit

Entwickelt von Peter Levine, arbeitet SE nicht primär mit dem kognitiven Verstehen, sondern mit dem Körper. Denn unser Körper erinnert sich – auch an Dinge, die wir sprachlich gar nicht ausdrücken können. Er ist in diesem Sinne sowohl das Gefäß für die Erinnerung des Traumas, als auch der Schlüssel für die Heilung desselben.

Gerade bei frühkindlichen oder sogar intrauterinen, also vorsprachlichen Traumata, ist das entscheidend. SE setzt dort an, wo Sprache noch nicht verfügbar war – bei den körperlichen Empfindungen, den unvollständigen Schutzimpulsen und der unterbrochenen Selbstregulation.

Ein Beispiel: Ein Baby, das sich erschreckt und nach Halt sucht, aber keine Reaktion bekommt, speichert diese Erfahrung als Bedrohung. Der Impuls, sich festzuhalten, bleibt unvollständig. Im SE-Prozess kann dieser Impuls – auch Jahre später – achtsam wahrgenommen und eventuell symbolisch oder konkret zu Ende gebracht werden.

Ebenso wichtig ist der emotionale Ausdruck: Gefühle wie Wut, Trauer oder Angst, die früher unterdrückt oder nicht gesehen wurden, dürfen heute Raum bekommen. Und das Entscheidende dabei: Sie dürfen in einem sicheren Rahmen erlebt werden, ohne dass jemand überfordert ist oder ablehnend reagiert. Genau das war oft das Trauma – dass Emotionen zu viel waren oder ignoriert wurden.

Heilung bedeutet Verbindung

Bindungstrauma betrifft unser tiefstes Bedürfnis nach Verbindung und Sicherheit. Die Heilung beginnt genau dort: in der Wiederherstellung dieser Sicherheit. Nicht über Erklärungen oder Einsichten allein, sondern über das Spüren, über den Körper, über kleine Schritte, in denen wir erleben dürfen: Jetzt ist es anders.

Somatic Experiencing bietet einen Weg zurück zu diesem Gefühl von Sicherheit – jenseits von Sprache, in Verbindung mit unserem Körper und mit anderen Menschen. Es geht nicht darum, Vergangenheit „wegzumachen“, sondern darum, heute erleben zu dürfen, dass wir sicher sind. Und dass Bindung wieder möglich ist – mit uns selbst und mit der Welt.

Jønna Platen Traumatherapie mit Somatic Experiencing® in Hamburg
Jønna Platen
Naturheilkunde und Somatic Experiencing® in Hamburg